Nachruf auf Prof. Dr. med. Joerg Christian Hasford (1950-2021)
Das Institut für Medizinische Informationsverarbeitung, Biometrie und Epidemiologie trauert um Professor Dr. med. Joerg Christian Hasford, der nach kurzer schwerer Krankheit am 10.06.2021 verstorben ist. Sein plötzlicher Tod bedeutet für uns alle einen schweren Verlust.
14.06.2021
Nachruf auf Prof. Dr. med. Joerg Christian Hasford
Prof. Hasford wurde am 1.6.1994 zum Universitätsprofessor für Medizinische Informationsverarbeitung, Biometrie und Epidemiologie ans IBE der Ludwig-Maximilians Universität Münchden berufen. Er hatte Medizin an der LMU und der Freien Universität Berlin studiert und wurde am 6. Juni 1980 mit einem pharmakologischen Thema promoviert. Seine Lehrbefugnis an der LMU erhielt er im Juni 1989.
Zu seinen vielfältigen wissenschaftlichen Arbeitsbereichen gehörten Methodik, Planung und Auswertung klinischer Studien, Prognoseforschung, Compliance und Persistence medikamentöser Behandlungen, Arzneimittelepidemiologie und Pharmakovigilanz, Public Health Forschung sowie Ethik der Forschung in der Medizin.
Prof. Hasford war ein international anerkannter Experte in Pharmakovigilanz und Pharmakoepidemiologie und arbeitet von 2008 bis 2015 als Editor der Zeitschrift Pharmacoepidemiology and Drug Safety.
Seine besondere Leidenschaft galt klinischen Therapiestudien. Von 1985 bis zur Berufung 1994 leitete er das Münchner "Biometrische Zentrum für Therapiestudien" (BZT) bevor er seine Professur antrat. Prof. Hasford hat bis jetzt unzählige klinische Studien mitbetreut sowie methodisch beraten und war Mitglied vieler Aufsichtsgremien (DSMB und DMC) klinischer Studien. Seine weitreichenden Erfahrungen hat er als langjähriger Vorsitzender der Ethikkommission der Bayerischen Ärztekammer und als Vorsitzender des deutschen Arbeitskreises der Ethikkommissionen zur Stärkung der Praxis patientenorientierter klinischer Forschung umgesetzt. Er hat sich auf nationaler wie internationaler Ebene für eine praxisnahe Gestaltung der Gesetzgebung und Regulierung akademischer klinischer Forschung engagiert. Bis jetzt war er ebenfalls ein ordentliches Mitglied des Münchner Kompetenzzentrums Ethik an der LMU.
Prof. Hasford arbeitete in wichtigen nationalen Beratungsgremien mit. Er war langjähriges Mitglied des wissenschaftlichen Beirats für den Risikostrukturausgleich der deutschen Krankenversicherer und Mitglied verschiedener Arzneimittel-Kommissionen des Bundesministeriums für Gesundheit.
Nicht vergessen werden soll sein Engagement im Klinischen Kompetenznetz Leukämie und im daraus entstandenen European Leukemia Network (ELN). In diesen Netzwerken haben er und seine Arbeitsgruppe wesentliche methodische und praktische Beiträge zur Prognose und Therapie der CML geleistet.
Prof. Hasford hat mit großem Engagement die wissenschaftliche Arbeit am IBE mitgestaltet. Er hat mit viel Energie zur Ausbildung von wissenschaftlichem Nachwuchs beigetragen. Sein Streben galt immer der Stärkung des Fachs Biometrie vor allem in der patientenorientierten klinischen Forschung. Mit viel Kreativität und Klugheit hat er auf viele wichtige praktische Probleme kluge Antworten gegeben und mit Vitalität und Temperament für seine Überzeugungen gestritten. Er hat die methodenorientierte akademische Biometrie früh verlassen und das Fach immer im Zusammenspiel mit klinischen Forschern überzeugend vertreten und wachsen lassen.
Dem IBE hat Prof. Hasford wichtige Anstöße für seine Entwicklung gegeben. Dafür herzlichen Dank.
München, 14.6.2021
Prof. Dr. Ulrich Mansmann